Zu einem spannenden Fachgespräch zum Thema „Fehlende Kindergartenplätze“ in Bremen hatten das „Institut für Familienrecht und Kindeswohl (FAM-KI)“ und der Verein Kinder haben Rechte Bremen e.V. in den Festsaal der Bremischen Bürgerschaft eingeladen. Über hundert Interessierte – Eltern, ErzieherInnen, Kita-Leitungen, Trägervertreter und GewerkschafterInnen – fanden sich zusammen, um der Diskussion des Podiums zu folgen und eigene Ansichten und Fragen einzubringen. Und es ist gelungen, ein, trotz der Größe der Probleme und Auseinandergehen der Haltungen, sehr lösungsorientiertes Gesprächsklima mit ersten Ergebnissen zu erzeugen.
Gleich eingangs machte der Moderator der Runde, Rechtsanwalt Matthias Westerholt, die Erwartung der Veranstalter an das Podium deutlich: „Wir wollen keine bekannten Positionen austauschen oder uns gegenseitig Vorwürfe machen, was alles versäumt wurde. Wir wollen, dass sich die Beteiligten an einen Tisch setzen und ganz konkret Lösungen diskutieren.“ Und daran wurde sich ganz weitgehend orientiert. Es stand die Frage im Raum, wie wir es in Bremen schaffen, mehr Betreuungsplätze für Kinder bei gleichbleibender Betreuungsqualität zu organisieren. Die verschiedenen Redebeiträge orientierten sich daran, was jetzt unter den gegebenen Rahmenbedingungen getan werden kann, um diesem Anspruch möglichst gerecht zu werden.
Die Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Aulepp umriss in ihrem Eingangsstatement die Größe der Aufgabe. Die Kinderzahlen seien rasant gestiegen, gleichzeitig gäbe es einen immer größeren individuellen Förderbedarf der Kinder und dem stehe ein erheblicher bundesweiter Fachkräftemangel gegenüber. „Das ist die Quadratur des Kreises, da müssen wir mutig neue Wege gehen.“, resümierte sie und schlug vor, zukünftig zwischen der notwendigen Bildungszeit in den Kitas und einer Betreuungszeit zu unterscheiden. Frau Aulepp: „Eine bewusste Trennung zwischen Bildungs- und Betreuungszeit bietet echte Chancen. Wir lassen keine Abstriche zu, an unserem qualitativen Anspruch, dass in unseren Kitas gute frühkindliche Bildungsarbeit geleistet wird. Zudem tragen wir damit der Tatsache Rechnung, dass wir unsere Kitas zur verlässlichen Betreuung im Ganztag auch für nichtpädagogisches Personal öffnen müssen.“
Herr Dubbers-Albrecht von der Handelskammer betonte die Notwendigkeit einer guten Kita-Infrastruktur für die Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: „Es kommt immer wieder zu Ausfällen von Arbeitnehmern, weil die Kinderbetreuung nicht gewährleistet ist: Der von Frau Aulepp vorgeschlagene Ansatz ist dann interessant, wenn er hier für mehr Verlässlichkeit und Sicherheit sorgt.“
Frau Dr. Wehrmann, die zuletzt mit ihrem Buch „Der Kita-Kollaps“ an die Öffentlichkeit getreten war, mahnte weniger Bürokratie an. „Die behördlichen Abläufe beim Bau von Kitas laufen erschreckend langsam. Das kann mit Hilfe privater Investoren besser werden. Hinsichtlich der Bewältigung des aktuellen Fachkräftemangels sind tatsächlich auch neue Wege zu gehen“, signalisierte sie Unterstützung für Aulepps Vorschlag.
Herrn Dr. Schlepper, der mit der Evangelischen Kirche den größten frei-gemeinnützigen Kita-Träger vertrat, verwies auf die Schwierigkeiten bei der Umsetzung neuer Modelle: „Eine Patentlösung gibt es nicht. Wir müssen neue Wege gehen und wir als Träger tun das mit dem Einsatz von Kita-Assistenzen auch. Wir brauchen Entscheidungen zur konkreten Umsetzung von Modellen. Das von Frau Aulepp vorgeschlagene Modell sollte in dem Zusammenhang ernsthaft diskutiert werden.“
Frau Cyluk von der Zentralen Elternvertretung unterstrich die Bedeutung qualitativ hochwertiger und ausreichender Kita-Plätze für alle Eltern. Die Politik müsse sich im Interesse der Kinder mehr anstrengen. Das dürfe am Geld nicht scheitern. Sie betonte: „Aus Sicht der Eltern ist neben der Qualität für unsere Kinder die Verlässlichkeit der Betreuung von entscheidender Bedeutung. Ich unterstütze alle Bemühungen, die in eine solche Richtung gehen und wirksame Erfolge bringen.“
Alle waren sich einig, dass die Diskussion miteinander fortgesetzt werden soll und muss. Dabei wurde auf den anstehenden Kita-Gipfel am 7. und 8. März verwiesen, wo sich dazu bestimmt vielfältige Gelegenheit ergebe.